WERKGRUPPEN

Abstreifbilder Restraum Rosa Ensemble Jägerlatein Gelbsucher

 

Zur Malerei
1968/69 begann ich erstmals für mich ordentliche Bilder zu malen und Collagen zu fertigen. Aus alten medizinischen Lexika und vorgefundenen abgegriffenen Zeitschriften begann ich Fotos auszuschneiden/zusammenzustellen und auf Sperrholz oder Funderplatten aufzuleimen. Nach dem Tod meiner Mutter im November 97 fand ich viele dieser Arbeiten wieder, ich konnte mich eigentlich nicht mehr an die einzelnen Bilder erinnern. Meine Mutter hatte alles fein säuberlich verpackt/beschriftet und geordnet aufbewahrt. In den Siebzigern begann ich neben den Aktionen auch mit Zeichnungen, die man später der Posterästhetik der sechziger Jahre zuordnete. Fast zwei Jahrzehnte spielten sich vor dramatischen Hintergründen Schreckensvisionen in meinen Bildern ab. Schockieren war aber nicht mein Anliegen, sondern Wachrütteln aus den lethargischen Wohlstandsträumen überidealisierter Wunschvorstellungen, für die man bereit war (und es auch heute noch ist), unsere Welt zugrundezurichten, sie auszubeuten etc., aus Profitgier und Arroganz, allen Lebewesen zum Trotz.
Diese unterschiedlichen Weltbilder zu polarisieren, Sein und Schein zu analysieren und die Demaskierung westlich-zivilisierter Gesellschaftssysteme in meinen Bildern zu verdichten und zu grotesken sinnentleerten Hülsen menschlicher Verirrungen aufzuzeigen, stellte für mich eine sinnvolle Möglichkeit dar, diesen Entfremdungen entgegenzuwirken. Natürlich war eine Veränderung schier unmöglich, das war mir bewußt, nur wollte ich nicht schweigen. Vieles muß gesagt werden, denn Schweigen macht einen leicht zum Komplizen. Ich wollte das verdeckte und kaschierte Grauen der Zeit einfangen, das verdrängt und durch materialistischen Kaufrausch und manische Zwänge von Besitzgier betäubt wurde. Den irrationalen Wohlstandsdünkel wollte und mußte ich entgegenwirken. Bis ca. 1987/88 arbeitete ich daran und möchte sie hier kritische Bilder nennen. In fast zwei Jahrzehnten habe ich alles gesagt was es zu sagen galt, alles weitere wäre nur mehr eine Wiederholung einer Wiederholung gewesen. Also änderte ich das Konzept der Darstellungsmethodik, nicht aber die des Inhalts, denn der Mensch steht immer noch im Zentrum meiner Arbeit, sowie das Lebewesen an sich. Als ich 1990 acht großformatige Leinwände komplett schwarz und pastos in Enkaustik gemalt vorstellte, meinten viele, sie seien abstrakt gemeint. Nein, wenn man solche Arbeiten von mir sieht, könnte man sich ja auch vorstellen sie seien zwanzigtausendfach vergrößert durch ein Elektronenmikroskop und es zeigt etwas im Innern eines Körpers. Das ist die Herangehensweise auch von mir selbst. Mich interessiert die Oberfläche nicht wirklich, mich bewegt, was sich dahinter zuträgt. Obwohl es mich immer wieder zu hochästhetischen Ausflügen überkommt, ist mir der Gammel und Verfall, das Hingerotzte ebenso lieb. Im Zerfall finde ich mehr Antworten als im Werden (ich beziehe mich hier auf die Kunst), da das Werdende den Zerfall und die Auflösung für ihr Entstehen benötigt. Also ist mir die Chaostheorie eine notwendige Lektüre in der Untersuchung von Frage und Antwort. Allerdings befinde ich mich schon in einem Alter, in dem man eher Antworten erhält ohne eine Frage zu stellen.

A.G., 20. November 06

 

 




 


 
Home  
Malerei
Objekte
ArbeitenPapier
Aktionen
Installationen
Prozesse
Links